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Erfahrungsbericht Double Degree an der Saimaa University of Applied Sciences Lappeenranta Finnland im Frühlings- und Herbstsemester 2017


Erfahrungsbericht von Benjamin Grunwald

Erfahrungsbericht Double Degree an der Saimaa University of Applied Sciences Lappeenranta Finnland im Frühlings- und Herbstsemester 2017


Vor dem Auslandsaufenthalt
Bevor ich Deutschland verlassen habe, habe ich meinen Festnetz-/ Internetvertrag und mein WG-Zimmer rechtzeitig gekündigt, um die vorgeschriebenen Kündigungsfristen einzuhalten. Den Mobilfunkvertrag habe ich dagegen behalten, da in meinem Vertrag Roaming im EU-Ausland enthalten war. Bezüglich der Versicherung habe ich mich erst erkundigt. Nach einem kurzen Telefonat mit meiner Krankenkasse war klar, dass eine Auslandskrankenversicherung nicht nötig war. Mir wurde zugesichert, dass ich mich mit meiner Gesundheitskarte europaweit behandeln lassen kann. Bei einem finnischen Arzt war ich, während meines Aufenthalts, jedoch nie. Außerdem wurde mir nahe gelegt, eine zusätzliche Reiseversicherung abzuschließen, falls ich auch mal in das nichteuropäische Ausland reisen möchte. Der Name der Airline die ich genutzt habe, lautet Finnair. Das ist das finnische Pendant zu Air Berlin. Den Hinflug, von Berlin Tegel nach Helsinki, habe ich etwa einen Monat vorher gebucht und habe dafür 167€ (ein Koffer bis 23kg inbegriffen) bezahlt. Es lohnt sich jedoch, wie bei jeder anderen Airline auch, weiter im Voraus zu buchen, um einen noch günstigeren Preis zubekommen.

Die Universität im Ausland und deren Lehr- und Betreuungsangebote
Bevor es dann nach Lappeenranta ging, hatte ich noch einen zwei tägigen Aufenthalt in Helsinki eingeplant. Für diese zwei Tage war eigentlich Sightseeing vorgesehen. Die kurzen Tage Anfang Januar und Temperaturen um die -15°C erschwerten dies jedoch erheblich. Anschließend ging es mit dem Zug weiter nach Lappeenranta. Für die Reise von Helsinki ins 230km entfernte Lappeenranta, habe ich über die Seite vr.fi ein sogenanntes Saverticket gebucht, Kostenpunkt 16€. In Lappeenranta hat mich mein Tutor/ Buddy dann am Bahnhof abgeholt. Dieser hatte bereits drei Wochen vor Antritt meiner Reise mit mir Kontakt aufgenommen. Über WhatsApp haben wir dann etliche Nachrichten ausgetauscht und einen Treffpunkt ausgemacht. Er hat mich am Bahnhof freundlich begrüßt, ist mit mir in den richtigen Bus gestiegen und hat mir sogar die Busfahrt zum Wohnheim spendiert. Die Busfahrt hätte sonst 2,50€ gekostet. In der ersten Januar Woche waren noch keine Vorlesungen, dafür gab es am Freitag eine Willkommensparty, organisiert vom regionalansässigen ESN-Verband. Dort habe ich dann schon einige meiner Mitstudierenden kennengelernt. Am Montag in der ersten Vorlesungswoche gab es dann eine Einführungsveranstaltung für alle Austauschstudenten. Dort wurden wir dann in der Uni herumgeführt, haben gemeinsam unsere individuellen Stundenpläne erstellt und wurden über alle weiteren Schritte informiert. Für uns Double Degree Studenten im Maschinenbau gab es zwei Ansprechpartner, bezüglich der organisatorischen Sachen. Das war zum einen Timo Eloranta, welcher die Position des Double Degree Managers innehat und zum anderen Jukka Nisonen, der der eigentliche Auslandskoordinator ist. Die Mitarbeiter des International Offices waren immer sehr freundlich und hilfsbereit. Wenn man eine Unterschrift oder ein Zertifikat brauchte, wurde dies immer sofort erledigt. Bevor der Aufenthalt begann, wurden in einem sogenannten Learning Agreement, die Kurse, die in Finnland besucht werden sollten, festgehalten. Diese Kurse wurden nach einem Beispiel unseres deutschen Double Degree Managers ausgewählt. Bei der Erstellung des Stundenplans stellte sich jedoch heraus, dass dieses Beispiel ein wenig veraltet war und einige Anpassungen im Agreement vorgenommen werden mussten. Nun konnte ich aus dem gesamten Kursangebot wählen. Dieses Angebot ist sehr groß, da man an der Saimaa University ein komplettes Bachelorprogramm in englischer Sprache absolvieren kann. Außerdem wurden auch Kurse in finnischer Sprache angeboten.
Die Richtung der ausgewählten Kurse beschränkte sich im Wesentlichen auf die Fachrichtungen Automation und Konstruktion. Außerdem habe ich einen Finnisch Sprachkurs und einen Businesskurs belegt. Die Nationalitäten in den Kursen waren bunt durchmixt. Durch die vielen Gruppenarbeiten kam man auch sehr schnell mit allen Mitstudierenden in Kontakt. Auch bei der Vermittlung des Lehrstoffs wurde immer wieder Bezug auf ein internationales und globales Arbeitsumfeld genommen. Der Schwierigkeitsgrad liegt teilweise weit unter dem des Deutschen. Dies betrifft nicht nur den Unterricht selbst, sondern auch die Klausuren. Die klassischen Vorlesungen, wie sie aus Deutschland bekannt sind, gibt es in Finnland nur selten. Meistens gibt es am Anfang der Unterrichtsstunde eine kurze Erläuterung zum Ablauf des Unterrichts, gefolgt von einer kurzen Vorlesungseinheit und direkt im Anschluss eine Übungseinheit. Meistens findet der Unterricht am Computer statt, wo man dann ein Programm erstellen muss, etwas konstruieren muss oder einfach die Bedienung der Software lernt. Die Schwierigkeit der behandelten Themen ist ungefähr gleich zu setzen mit dem Schwierigkeitsgrad in Deutschland. Allerdings werden die Themen nicht so detailliert betrachtet, was das Ganze wieder erheblich einfacher macht. Die Universität bietet unzählige Sport und Freizeitangebote an. Neben den normalen Sportveranstaltungen wie Fußball, Badminton, Basketball oder Fechten, kann man auch in eines der beiden Fitnessstudios gehen, die es in der Uni gibt. Das ganze kostet nur 15€ pro Semester. Außerdem kann die Sporthalle kostenfrei für private Sportveranstaltungen gebucht werden. Im Winter kann man kostenlos Schlittschuhe ausleihen und auf dem nahegelegen Saimaa-See eislaufen. Weiter Möglichkeiten zum Eislaufen sind der Hafen im Stadtzentrum oder die unzähligen Fußballplätze, die im Winter zur Eisfläche umgewandelt werden. Außerdem können gegen kleines Geld Langlaufski beim örtlichen Erasmusnetzwerk ausgeliehen werden. Das örtliche Erasmusnetzwerk, kurz ESN, organisiert auch mehrere Studententrips zum Beispiel nach St. Petersburg, Lappland oder Tallinn. Das Essen in der Universität ist sehr zu empfehlen. Die Preise liegen zwischen 2,20€ und 4,60€. Dabei handelt es sich um ein Buffet, bei dem man immer nochmal Nachschlag holen kann. Im Preis inbegriffen sind Getränke, Salat und Brot sowie Dressings und Dips. Während der Woche kann man zwischen vier Mensen und einem indischen Restaurant wählen. Außerdem gibt es drei Cafeterien zwischen denen man wählen kann. Am Wochenende ist auch eine Mensa geöffnet, bei der man zu Mittag essen kann. In der Woche haben die Mensen bis 17:30 Uhr und 18:30 Uhr geöffnet, was auch ein frühes Abendessen erlaubt. Die Mensa, welche auch am Wochenende öffnet, schließt dagegen samstags und sonntags schon um 14:00 Uhr. Die Verhaltensregeln im Unterricht sind im Wesentlichen die Gleichen wie in Deutschland, mit dem Unterschied, dass man die Professoren Lehrer nennt und man diese beim Vornamen anzureden hat. Fragen bezüglich der Universität kann man entweder an seinen Buddy/ Tutor oder die Lehrer loswerden. In vielen Fällen lohnt es sich auch, seine Mitstudierenden zu fragen, da diese möglicherweise schon einmal in derselben Situation waren. Eine weitere Möglichkeit ist, das Anliegen in eine der Facebook-Gruppen für Neulinge oder Austauschstudenten zu posten. Dort gibt es auch immer erfahrene Tutoren.

Unterkunft
Die erste Nacht in Lappeenranta habe ich in meinem Appartement im Wohnheim verbracht. Leider gab es dort gleich eine unangenehme Überraschung. Mein Zimmer war ein Doppelzimmer, welches ich mir mit meinem mitgereisten Kommilitonen aus Deutschland teilen musste. Eigentlichen hätten wir bei der günstigen Miete, von gerade einmal 195€/Monat, stutzig werden müssen. Es hat fast zwei Monate gedauert, bis wir beide ein neues Appartement bekommen haben. Deswegen der Tipp, wenn man sein eigenes Zimmer haben möchte, nicht für das Wohnheim Samonlathi 2 mit der Adresse Kalliopellonkatu 10 bewerben. Dieses Wohnheim war ungefähr 2,5 km von der Uni entfernt und bequem mit dem Bus zu erreichen. Wer die Bewegung mag und seinen Kreislauf vor der Vorlesung gern noch
in Schwung bringen möchte, kann die Strecke auch in 20 bis 25 min zu Fuß zurücklegen. Der nächste Supermarkt war ca. 500m entfernt. Das zweite Wohnheim, mit der Adresse Punkkerikatu 5, war wesentlich näher an der Uni und mit 10 min Fußweg sehr schnell zu erreichen. Der nächste Supermarkt liegt ebenfalls nur einen 10-minütigen Fußmarsch entfernt, allerdings in die andere Richtung. Dort belief sich die monatliche Miete auf 286€, in einem zweier Appartement. Beide Unterkünfte waren möbliert. Der Zustand der Möbel und der Räumlichkeiten war jedoch in Punkkerikatu besser, da dieses Wohnheim erst vor einem Jahr renoviert wurde. In allen Wohnheimen gibt es kostenloses Internet, die Waschmaschinen und Wäschetrockner können kostenlos gebucht werden und Mittwoch und Freitag kann man die wohnheimeigene Sauna kostenlos besuchen. Den Mietvertrag hat mir mein Buddy bei der Ankunft überreicht. Die Kaution in Höhe von 200€ musste schon einen oder zwei Monate vor der Ankunft überwiesen werden. Hauptkriterien bei der Auswahl des Wohnheims waren die Nähe zur Universität und eine bezahlbare Miete.

Weitere Fakten über das Leben im Ausland
In Lappeeranta und generell in Finnland gibt es unzählige Vergünstigungen und Angebote für Studenten, wie zum Beispiel:

- Vergünstigt busfahren
- Rabatt in Museen
- Rabatt in öffentlichen Saunas
- Rabatt beim Frisör
- 5% Rabatt im Supermarkt (K Market)
- Rabattaktionen im Shoppingcenter
- Vergünstigungen beim Leihen von Outdoor-Equipment wie Kajak, Kanu oder Mountainbike
- Vergünstigungen beim Essen in der Mensa
- Vergünstigungen für Getränke auf ESN-Parties

Monatliche AusgabenBetrag in €
Miete286
Handyvertrag30
Studentische Krankenversicherung96
Lebensmittel150
Essen in der Mensa90
Busfahrten15
Freizeitgestaltung150
Sonstiges50
Summe867


CategoryErfahrungsberichte
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